Landessynode beschließt 41-Stunden-Woche für Pfarrerinnen und Pfarrer
In der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) gibt es künftig eine festgelegte Wochenarbeitszeit im Pfarrdienst von 41 Stunden bei einer Vollzeitstelle. Das beschloss die Landessynode, das oberste Beschlussgremium der Landeskirche bei ihrer Tagung vom 15.-20. Januar in Düsseldorf, an der auch neun Saarländer:innen teilgenommen haben.
Pfarrberuf attraktiver durch klare Regelungen
In einem Beruf, in dem nicht selten die ständige Verfügbarkeit auch am Wochenende und nachts vorausgesetzt wurde, solle durch eine erstmals einheitliche Arbeitszeitregelegung die Überlastung der Pfarrpersonen vermieden werden. „Der Beruf des Pfarrers bzw. der Pfarrerin gewinnt dadurch Attraktivität“, betont Uwe Schmidt, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen. Für die zukünftige Generation sei das ein wichtiges Zeichen und „ein Schritt in die richtige Richtung“, Das findet auch seine Kollegin Andrea Lermen, Krankenhausseelsorgerin auf dem Saarbrücker Winterberg: „Gerade für die jungen Kolleginnen und Kollegen ist eine Orientierung und Begrenzung notwendig, um Familie und Beruf zu vereinbaren“, betont sie.
Bildungspapier bildet Startschuss für niedrigschwellige Projekte
Im Rahmen ihres Schwerpunktthemas „Bildung“ setzt sich die rheinische Landeskirche in nächsten Jahren vier Schwerpunkte. Sie will eine barrierearme und partizipative („vielfaltsensible“) Bildungsarbeit betreiben, die bestehenden Angebote sichtbarer zu machen und besser zu vernetzen. Konkret sollen zudem Religionslehrerinnen und Religionslehrer schon während ihres Studiums unterstützt werden und außerdem die religiöse Bildung in Familien niedrigschwellig gestärkt werden. „Es soll beispielsweise ein Podcast produziert werden, mit dem wir Eltern oder Großeltern unterstützen wollen, den Glauben in ihren Familienalltag zu integrieren“, erläutert Miriam Wolf, Synodale aus Völklingen. Evangelische Bildungsarbeit sei ihr ein Herzensanliegen. Das nun verabschiedete Papier, an dessen Erstellung sie mitgewirkt hat, bilde den Startschuss dafür, dass die konkreten Projekte hinter den Schwerpunkten nun umgesetzt werden könnten.
Kirchliche Gebäude sollen bis 2035 CO2-neutral werden
Mit den noch frischen Eindrücken von den Protesten im gerade einmal 50 Kilometer entfernten Lützerath im Hinterkopf verabschiedete die Landessynode ein Beschluss, wonach die Kirche 2035 nur noch Gebäude unterhalten will, die netto treibgasneutral sind. Alle Ebenen der Landeskirche sind damit aufgerufen, ihre Gebäude entweder dahingehend energetisch zu sanieren oder aufzugeben. „Die Selbstverpflichtung zeigt, dass die Evangelische Kirche im Rheinland ihren Auftrag, Gottes Schöpfung zu bewahren, sehr ernst nimmt“, freut sich Superintendent Christian Weyer vom Kirchenkreis Saar-West.
Die Umsetzung dieses weitgreifenden Beschlusses wird insbesondere im Saarland, wo die Ressourcen der Evangelischen Kirche besonders beschränkt sind, zur Herausforderung werden. Denn die Landeskirche wird zwar im Jahr 2023 einmalig 15 Millionen Euro zur Sanierung ihrer eigenen Immobilien bereitstellen, die Kirchengemeinden und Kirchenkreise vor Ort haben dies aber eigenverantwortlich zu tun – und aus eigenen Mitteln zu finanzieren.
Die bescheidenen saarländischen Verhältnisse sind nach meinem Eindruck in manchen besser gestellten Gegenden der Landeskirche kaum vorstellbar“, meint etwa der Saarbrücker Delegierte Johannes Schmidt-Drewniok. Seine eigene Kirchengemeinde St. Arnual etwa verfüge nur über ein einziges Gemeindezentrum, das zudem kaum energetisch sanierbar sei. „Das kann man zumachen, aber dann würde ein für die Kirchengemeinde und den Stadtteil insgesamt ganz wichtiger Ort fehlen“, stellt er klar. Daher sehe er nicht nur in der Bewältigung der Klimakrise eine Herausforderung, sondern auch darin, bei landeskirchlichen Entscheidungen generell auf die sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen und personellen Voraussetzungen der Kirchenkreise hinzuweisen.
Politische Statements zur Ukraine und zum Iran
Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg betonte die Landessynode in einem „Friedensethischen Wort“, dass Verhandlungen das wichtigste Mittel auf dem Weg zum Frieden seien. Gleichwohl hätten die Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung gegen einen Aggressor und Dritte das Recht auf Nothilfe.
Zudem wurde an einem Abend in einem „Politischen Nachtgebet“ zur Solidarität mit den Protestierenden im Iran aufgerufen. Für einige saarländischen Synodalen bildete dieses Gebet einen Höhepunkt der Synode und ein Beispiel, wie das solche Themen in den eigenen Gemeinden vermittelt werden können. „Das Nachtgebet hat feinfühlig die religiöse Komponente einer Andacht mit politischen Informationen verbunden“, sagt etwa Wiebke Kopmeier aus Sulzbach-Altenwald.
Info:
Nähere Informationen zur Landessynode sind im Internet abrufbar: www.landessynode.ekir.de. Dort gibt es auch das Impulspapier zur Bildung „„Sensibel für Vielfalt, offen für Gott – Bildung. Evangelisch. Frei.““ als Download.