Saar-Delegation auf der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland: Ergebnisse
Eine neunköpfige saarländische Delegation hat in dieser Woche an der Landessynode der Ev. Kirche im Rheinland in Bonn teilgenommen. Neben vorbereitenden Maßnahmen für eine umfangreiche Haushaltskonsolidierung wurden Weichen gestellt für eine Flexibilisierung kirchlicher Gemeindearbeit. Die Synode verpflichtete sich außerdem zu weiteren Maßnahmen der Prävention und Aufarbeitung und bekannte sich zur Gleichwertigkeit aller Menschen, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung.
Haushaltskonsolidierung: Aufgabe von Arbeitsgebieten und Ende Beamtenstatus im Pfarrdienst
Die Evangelische Kirche im Rheinland muss weiter sparen. Zwar fielen die Kirchensteuereinnahmen 2024 ein wenig höher aus als prognostiziert, doch aufgrund gleichzeitig steigender Ausgaben in allen Bereichen musste dennoch auf Rücklagen zurückgegriffen werden. Bis 2030 will die Landeskirche 33 Millionen Euro einsparen, um den Haushalt mittelfristig trotz absehbarer Kostensteigerungen zu stabilisieren.
Bis dahin sollen alle Aufwandspositionen des landeskirchlichen Haushalts auf den Prüfstand gestellt werden. Dabei wurde als Strategie festgehalten, dass nicht in allen Arbeitsfeldern anteilig gekürzt wird, sondern stattdessen bestimmte Bereich rückgebaut oder komplett aufgegeben werden.
Als weiterer, wesentlicher Punkt in Sachen Haushaltskonsolidierung wurde der kirchenpolitische Wille festgehalten, künftig grundsätzlich nur noch privatrechtliche Beschäftigungsverhältnisse abzuschließen. Das bedeutet, dass Pfarrpersonen bald nicht mehr verbeamtet werden. Die Landessynode im kommenden Jahr soll Zeitplan und Verfahren der Umstellung beschließen. Bis dahin werden entsprechende Vorschläge in Absprache mit anderen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgearbeitet.
Neue Gemeindeformen, Flexibilisierung von kirchlicher Gemeindearbeit und Ausschusswesen
Die Landessynode will die Vielfalt in den rheinischen Gemeinden („Mixed Ecology Church“) ermöglichen und fördern.
So soll eine neue innerkirchliche Rechtsform für „Formen gemeindlichen Lebens“ eingeführt werden, die neben den Kirchengemeinden als Körperschaften öffentlichen Rechts geschaffen werden können. Diese besonderen Gemeindeformen müssten dann nicht alle Voraussetzungen, Aufgaben und Pflichten der klassischen Kirchengemeinden erfüllen. Dies biete eine Lösung, wie sich beispielsweise Jugendkirchen, internationale Gemeinden und Erprobungsräume in synodale Strukturen einbinden ließen.
In struktureller Hinsicht sollen in den kommenden zwei Jahren zwei Vorschläge ausgearbeitet werden, die zu mehr Flexibilität führen und Gemeinden bei der Aufgabenerledigung entlasten. Ziel ist es, Möglichkeiten schaffen, dass Auftrag und Aufgaben, welche bisher den Kirchengemeinden obliegen, von Kirchenkreisen oder Regionen wahrgenommen werden können“, beispielsweise in den Bereichen Personal, Finanzen oder Bauwesen.
Mehr Flexibilität gibt es ab sofort für die Kirchengemeinden und Kirchenkreise bei der Gestaltung ihrer Gremien. So entfällt die Pflicht, bestimmte Fachausschüsse zu bilden. Dafür wurde der Personenkreis derjenigen, die in die Ausschüsse berufen werden können, erweitert. Ausschussmitglieder müssen nicht mehr grundsätzlich Mitglied der Evangelischen Kirche sein, sondern können auch einer Kirche der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) angehören. Mit beratender Stimme können auch Menschen, die einer anderen – oder keiner – Religionsgemeinschaft angehören, in den Ausschüssen mitarbeiten.
Bekenntnis zu Vielfalt und Gleichwertigkeit aller Menschen – Aufarbeitung von Diskriminierung
Die Evangelische Kirche im Rheinland bekennt sich zu ihrer Verantwortung für begangenes Unrecht gegenüber LGBTQIA+ Menschen. Die Synodalen betonte die biblische Grundlage für Vielfalt und verpflichtet sich, Gewalt gegen queere Menschen aktiv zu bekämpfen. „Jegliche Form von Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität“, sei zu verurteilen.
Viele Menschen hätten aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität und/oder sexuellen Orientierung Diskriminierung erfahren, heißt es in einem Schuldbekenntnis, das von der Synode verabschiedet wurde. Diese Diskriminierung habe in der Vergangenheit vielfach zu seelischen, sozialen und beruflichen Belastungen geführt, vielen Menschen seien etwa kirchliche Berufe oder Amtshandlungen verwehrt worden. Dafür bittet die Landessynode alle Betroffenen um Vergebung. Damit verbunden ist der Beginn einer intensiven Aufarbeitung und eines bewussteren Umgangs mit Vielfalt in der Kirche.
Dokumentiert wird dieser Prozess auch auf der neu eingerichteten Website queer.ekir.de.
Prävention und Aufarbeitung: „Weiter an Kulturwandel arbeiten“
Über 20.000 Menschen haben inzwischen eine Präventionsschulung in der Evangelischen Kirche im Rheinland besucht. Die Anzahl an durchgeführten Schulungen konnte im Jahr 2024 mit 1.700 mehr als verdoppelt werden. „Das ist gut so, aber zugleich müssen wir weiter am Kulturwandel arbeiten, der betroffenenorientiertes Handeln nachhaltig in unserer Kirche implementiert“, ließ der für Prävention und Aufarbeitung zuständige Vizepräses Christoph Pistorius in einem schriftlichen Statement mitteilen.
Folgerichtig wurde die Verpflichtung aller haupt-, neben- und ehrenamtlich Mitarbeitenden zur Teilnahme an Präventionsschulungen nun auch in das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt der Landeskirche aufgenommen. Die Schulungen sollen zudem in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden.
Gleichzeitig werde weiterhin in die Aufarbeitung der bekannten Fälle sexualisierter Gewalt gearbeitet. „Wir sind den Betroffenen die ernsthafte, ehrliche und aufrichtige Beschäftigung mit dem Thema schuldig – und unserer eigenen Glaubwürdigkeit auch“, so im Text von Pistorius,
Kita-Finanzierung dringend benötigt
Die Arbeit in Kindertagesstätten muss auskömmlich finanziert werden. Einen entsprechenden Appell richtete die Landessynode an die Regierungen der anliegenden Bundesländer. Bildungsqualität sowie die Verlässlichkeit des Betreuungsangebots litten erheblich unter der mangelnden Finanzierung, wodurch Familien und auch die Volkswirtschaft belastet würden, heißt es im Beschlusstext der Landessynode. Besonders betroffen seien Alleinerziehende und solche Kinder, die darauf angewiesen sind, dass ihnen vor allem in der Kita Bildungschancen eröffnet werden.
Durch die unzureichende Finanzierung und den Fachkräftemangel stehen auch im Saarland Kindertageseinrichtungen auf dem Prüfstand.
„Barmen-Institut“ auf Bildungscampus statt Kirchliche Hochschule
Auf dem Gelände der Kirchlichen Hochschule (KiHo) in Wuppertal soll bis spätestens 1. April 2026 ein theologischer Bildungscampus mit dem Arbeitstitel „Barmen-Institut für Evangelische Theologie“ gegründet werden. Die Kirchliche Hochschule in ihrer bisherigen Form, soll ihren Betrieb bis spätestens Ende März 2027 einstellen.
Ziel der Umwandlung ist eine Kostenersparnis. Für das zu gründende „Barmen-Institut“ sollen ab 2031 jährlich 1,4 Millionen Euro bereitgestellt werden. Derzeit investiert die Evangelische Kirche im Rheinland 2,8 Millionen Euro im Jahr in die KiHo.
Inhaltlich sollen durch die Strukturveränderung wenige Abstriche gemacht werden. So sollen neben dem berufsbegleitenden Master of Theological Studies für Quereinsteiger:innen ins Pfarramt auch ein breites Angebot an Aus- und Weiterbildungsangeboten für Ordinierte, aber auch nicht-theologische Angestellte und Ehrenamtliche vorgehalten werden.
Wahlen
Im Zuge der Wahlen zur Kirchenleitung der rheinischen Landeskirche wurde Johann Weusmann in seinem Amt als Vizepräsident bestätigt. Neue Vizepräses und Leiterin der Personalabteilung in Nachfolge von Christoph Pistorius wurde Antje Meng. Die 51-jährige ist seit 2020 Superintendentin des Kirchenkreises Lennep, wo sie davor als Gemeindepfarrerin wirkte. Ihre Amtseinführung ist für den 11. Mai terminiert.
Mit Miriam Wolf aus Völklingen hat eine Saarländerin den stellvertretenden Vorsitz im Ausschuss für Erziehung und Bildung (AEB) der Landeskirche inne.
Info:
Weitere Informationen zur Landessynode sind im Internet abrufbar: www.landessynode.ekir.de.